Der „Ruhetag“ ist vorbei, die nächste Etappe beginnt. Recht kühl kommt der frühe Morgen daher, als wir 8:15 Uhr startbereit sind. Handschuhe und Mütze kommen zum Einsatz. Das erste Drittel führt wieder schön oben auf dem Deich entlang, vorbei an einem LostPlace, einer verlassenen Fabrik. Sicher gibt es davon noch mehr in dieser Industriestadt, die als sogenannte „Planstadt“ in der DDR mit dem „Eisenhütten-Kombinat Ost“ ab 1950 entworfen und gebaut wurde. Stalinstadt zuerst genannt. Nicht so der Stadtteil „Fürstenberg“, in dem wir gewohnt haben, das war die Altstadt, schon seit dem 13. Jahrhundert existierend. Ich gebe zu, wir haben uns viel zu wenig von Eisenhüttenstadt angeschaut, schließlich gilt die Stadt als größtes zusammenhängendes Flächendenkmal. Wir kommen nochmal wieder! Jetzt ist aber erstmal wieder der Dammweg dran. Wir fahren gemütlich, ich beobachte am Himmel verblassende Kondensstreifen der Flugzeuge, schaue schwirrenden Vögeln nach – übrigens viele verschiedene heute, leider erkenne ich sie nicht, bis auf einen beeindruckenden Grünspecht – und freue mich, dass es heute nicht schnurgerade, sondern schön geschwungen und von Baumgruppen begleitet daher geht. Dann kommt das zweite Drittel. Immer an der Landstraße lang, zwar Fahrradweg, aber brumm brumm brumm … Schweigen wir ganz einfach drüber. Dann Frankfurt an der Oder, na klar an der Oder, geht auch nicht zu verwechseln. Ich erfahre erstmalig, dass Frankfurt eine Hansestadt ist. Universitätsstadt ist sie auch und Kleist-Stadt. Wir sehen nicht viel von ihr, nur eine schön angelegte Uferpromenade. Aber das ist nicht schlimm, denn wenn unser Sohn erst hier bzw. im Dorf am Rande der Stadt wohnt, haben wir ausreichend Gelegenheit, eine Besichtigung nachzuholen. In Ziegenwerder legen wir unsere Pause in der inzwischen wärmenden Sonne ein, dann radeln wir weiter, das dritte Drittel der heutigen Etappe. Und wieder ist es schön wie das erste Drittel, wieder flattern Vögel über den Damm, wieder weiß ich nicht, welche, wieder fahren wir oben auf den Deich, aber auch mal unten – da schwirren aber die Insektenschwärme, brrrr … – wieder gibt es abwechslungsreiche Wendungen und Bögen, einfach entspannend. Nur die Sonne verzieht sich, dunklere Wolken tauchen auf. Uns egal, denn wir sind am Ziel. Heute übernachten wir in Küstrin, auf der polnischen Seite, also in Kostrzyn nad Odrą. Natürlich an der Oder …