Nach 18 Tagen Wanderabstinenz ist es heute endlich wieder soweit, es geht zu einer See-Umrundung. Früh habe ich noch einen Behördentermin, dann bringt mich der Bus an den Startpunkt in Lindow. Ziel ist der Gudelacksee. Eigentlich eine schöne kurze Tour, passend, da es schon um elf ist. Eigentlich. Den vorweggenommen, die Brücke über den Rhin ist gesperrt. Und ja, ich wusste es, dachte aber trotzdem, ich könne schon noch rüber, bin ja kein Radfahrer. Aber nein, ordnungsgemäß wurde sie gesichert. Wenn ich ehrlich bin, finde ich das auch gut so, denn sie sieht wirklich arg „angefressen“ aus. Und wenn ich ganz ehrlich bin, wusste ich einen Moment nicht, was ich machen sollte. Ich wusste ja, dass die kurze Runde 11,6 km lang war, die lange mit Umleitung sogar 22,9. Wieviel wären es denn, wenn ich nun den langen Abstecher zur Brücke noch zurückgehen muss. Soll ich nun umkehren und abbrechen? Ich überlege kurz, ein Paar auf einem vorbeifahrenden kleinen Motorboot zu fragen, mich überzusetzen. Ich bin zu langsam, weg sind sie. Nicht weg sind allerdings die tausenden Mücken, die mich hier umschwärmen. Also flüchte ich erstmal und als ich keine Verfolger mehr spüre, da plane ich mal probehalber mit Komoot um.
Ach herrjeeee, ab hier noch 24,4 km, macht in Summe reichlich 32 km. Und es wird immer wärmer. Und es ist schon um eins. Egal, ich entscheide mich dafür. Ob ich wirklich wusste, was ich tat? Es wurden lange Kilometer. Ich versuchte mal hier und dort abzukürzen – nur nicht am ehemaligen Wulkower Munitionslager – dann stand ich wieder vor einem Zaun. Ein Lost Place wohl, ich finde weiter hinten ein offenes Tor. Und bin sehr froh, am anderen Ende auch eins zu finden. Noch einen Umweg vertrage ich nicht. Aber ich habe eben auch mal Glück. Hinter dem Tor liegt der Möllensee völlig einsam bis auf zwei Nacktbader. Wir tauschen uns kurz aus. Sie fragen, ob ich allein unterwegs wäre, was ich eindeutig bestätigen kann. Und ich teile ihnen meinen Neid für diese einsame Badestelle mit. Dann führt der Weg immer am Möllensee entlang. Das wäre eigentlich schön, wären da nicht wieder die Mückenschwärme gewesen. Hört das denn nie auf? Mein Schritt wird schneller und schneller, mein Mückenwedeltuch kommt zum Einsatz, allerdings nicht mit vollem Erfolg! Ich muss einige Schläge, ach nein, Stiche einstecken. Und so wechselt es sich weiter ab, mal ein breiter Waldweg ohne Mücken, mal ein schmaler Waldweg mit Mücken. Für die ursprüngliche Tour war ich getränketechnisch ausgerüstet, für die lange Tour natürlich nicht. Ich teile ich mir die Reste gut ein, aber nur bis Zippelsförde. Der Fischer hat schon zu, ich spare mir die 200 Meter Abstecher. Hin und zurück wären es schließlich gar 400 Meter! Dann spähe ich über jeden Gartenzaun. Keiner da! Buchstäblich am letzten Haus, der Försterei Lietze, da entdecke ich Frau Försterin. Der Förstershund hat mich schon vorher entdeckt und begrüßt mich bellend. Ich bettle nun nach Wasser. Selbstverständlich bekomme ich welches und dazu noch Selter und Apfelschorle! Ich lasse mich ganz schnell zu Apfelschorle überreden, lasse meine leere Flasche als Pfandersatz zurück. Was für eine nette Hilfe! Nun habe ich für den Rest des Weges wieder 1 Liter Flüssigkeit. Mit dem Hund habe ich mich inzwischen angefreundet, auch wenn ich nicht die Briefträgerin bin, von der er wohl immer ein Leckerli bekommt. Irgendwann, nach schier endlosen Wegen, bin ich zurück am Guddelacksee, der Zug nach Rheinsberg fährt an mir vorbei. Aber die Busverbindung passt auch, nur leider haben beide Eisdielen am Markt schon zu, also keine Erfrischung während der zehnminütigen Wartezeit. Und so fahre ich vier Stunden später als geplant zurück nach Rheinberg. Der Weg vom Bahnhof nach Hause fällt mir sehr schwer…
6:24 h in Bewegung
7:40 h unterwegs