Zehn große Seen liegen vor mir, die zehn größten Seen in Brandenburg. Heute beginnt meine Challenge. Ich wähle als ersten den See Nummer Sieben, weil der als Einziger in einigermaßen erreichbarer Nähe von zu Hause ist, nur anderthalb Stunden Fahrt mit dem Auto. Dementsprechend spät begebe ich mich in die Spur. Riesig liegt der See vor mir, im Sonnenschein, der Unteruckersee in der Uckermark, 10,3 km² groß, durchflossen von der Ucker, die Richtung Mecklenburg dann plötzlich Uecker heißt. Der Weg beginnt links um den See herum, immer in sichtbarer Nähe zum Ufer. Irgendwann lasse ich Prenzlau hinter mir, mich überholen vier Bundeswehrsoldaten, jeweils zwei hinter zwei sieht ihr strammer Marsch fast gleichmäßig aus. Fast. Kür oder Pflicht? Keine Ahnung. Sie schleppen sogar Musik mit sich. Na das hätte es früher nicht gegeben 🙂 Der Weg führt nun immer zwischen der Bahnstrecke und dem See entlang. Welcher Zug mag hier fahren, ich muss mal gogggeln. Ah, der Zug von Stralsund nach Berlin, ich dachte immer, der geht über Gransee. Aber es führen eben viele Wege nach Rom, äh, nach Berlin. An einer einsamen Stelle direkt am See lege ich die erste Pause ein. 1/3 des Weges ist geschafft, Zeit um die ersten Möhren und Kohlrabistücke zu knabbern. Noch zu zeitig für mein Mittag aus der Thermobüchse. Eigentlich wäre der Weg viel kürzer, aber ein Schutzgebiet links und rechts der Ucker verhindert die direkte Umrundung, ich wandere also weiter und weiter bis runter nach Seehausen. Kurz vorher erblicke ich die vier Soldaten wieder, Rückmarsch ist angesagt, diesmal ohne Reih und Ordnung. Dafür lauthals „Willenlos“ von Westernhagen mitsingend. Naja, so willenlos sehen sie nun auch wieder nicht aus! In Seehausen beginnt der Oberuckersee, oder endet da, je nachdem. Ich sehe ihn nicht. Aber ich erreiche den „Mittelpunkt der Uckermark“, kurz fühle ich mich erhaben, als ich am großen Schild an einem großen Stein vorbeikomme. Wie misst man nur so einen Mittelpunkt aus. Und welch Zufall, dass da genau ein großer Stein drauf liegt. 😉 Eine „schöne Aussicht“ mit Rastplatz lässt mich dann die Thermosbüchse leeren, es gab schon schönere Aussichten als hier, aber meine Zucchini-Paprika-Pfanne schmeckt, mitten am Radweg, ohne irgendeinen See. Aber in Potzlow, da schwenke ich kurz an den Großen Potzlowsee, hier hätte das Mittag noch besser geschmeckt. Die Sonne hat sich inzwischen hinter Wolken verkrochen und das Wetter scheint jetzt durchschnittlich zu werden. Die Zeit ist auch schon recht fortgeschritten. Leider verläuft nun der Weg fast ständig entweder direkt an der Straße oder über Wege, die sich endlos über die Felder ziehen, nicht sehr attraktiv. In Zollchow erahne ich rechts von mir endlich wieder den Unteruckersee. In Röpersdorf gibt es sogar einen Strand, dafür nehme ich 100 Meter Abstecher in Kauf und lasse mich neben dem Stehcafe am Ufer nieder, sitzend, es gibt genug Stühle und Liegen. Alles verlassen. Im Sommer mag hier manche Party steigen, heute nicht. Ein einsamer Kanute zieht vorbei. Kanute? Eher ein Kajaker, nur gibt es dieses Wort nicht. Egal, ich genieße mein Vesper, alles dabei heute, ich wusste ja, dass ich lange unterwegs bin. Noch ein paar wenige Kilometer, knapp 4 oder so. Ich seh das Wasser wieder, bleibe aber leider immer etwas entfernt davon. Nur gut, dass ich nicht andersherum gelaufen bin. Da hätte ich nach einem Drittel des Weges sicher schon keine Lust mehr gehabt. Aber so, kann ich mit Freude verkünden: Die erste See-Umrundung ist geschafft …
5:52 h in Bewegung
7:34 h unterwegs