Werra-Burgen-Steig – 2024

1. Tag: Anreise zum Hotel nach Hann. Münden
Mit einem Zwischenstopp in Sachsen bei der Familie fahren wir heute bis nach Hann.Münden, zum Startpunkt von unserem Werra-Burgen-Steig. Sieben Wandertage liegen vor uns. Vor uns? Ja, vor Beate, meiner Wanderfreundin aus Bonn und vor mir. Gerd wird mit den Rad fahren, nimmt ein paar Umwege ins Hinterland und am Ende treffen wir uns wieder, im jeweiligen Hotel am Ende der Etappe. Das Gepäck wird transportiert, wir haben es also bequem. Und wir müssen dann nur noch laufen und laufen bzw. fahren und fahren. Wir freuen uns darauf, auch der Wetterbericht sagt passendes Wetter voraus. Wir wollen es ihm mal glauben.

2. Tag – 1. Tour: Von Hann.Münden zum Schloss Berlepsch
Die Übernachtung im ältesten Fachwerkhaus der Stadt, im Hotel Alte Windmühle, war angenehm, das Frühstück lecker und reichlich, die Koffer abholbereit an der Rezeption – wir sind bereit. Schnell noch das Auto zum Stellplatz gebracht, es darf nun 8 Tage auf uns warten. Und schon stehen wir am Weser-Stein. Hier geht’s los! „Wo Werra sich und Fulda küssen, sie ihre Namen büßen müssen, und hier entsteht durch diesen Kuss, deutsch bis zum Meer der Weser Fluss.“ Wir wandern jedoch entgegengesetzt, an der Werra entlang. Recht dunkel – um nicht dreckig zu sagen – fließt er ruhig dahin, als wir an seiner Seite aus der Stadt heraus laufen. Nicht lange, dann biegen wir ab und sehen ihn – den Fluss – heute nicht mehr wieder. Die Sonne beginnt schon, ihr Kraft zu entfalten. Wir halten dagegen, anfangs mit einem recht schattigen Waldweg. Bald führt uns der Weg jedoch gerade übers Feld. Und weiter und weiter, bis wir plötzlich merken, wir laufen falsch. Längst hätten wir abbiegen müssen. Hupps, da haben die beiden Weibsen wohl zu viel gequasselt! Erst laufen wir nun ein Stück zurück, schlagen dann aber eine Diagonale, um wieder zurück zum X5H zu gelangen, dem Werra-Burgen-Steig. Aber nun wird aufgepasst, dass wir auf der Streckenführung bleiben! Beate beobachtet die Ausschilderung, ich beobachte Komoot und seine blaue Route. In Summe sind heute um die 600 Höhenmeter zu bewältigen, am Anfang ging es recht steil los, später dann moderat und zum Schluss noch mal richtig steil. Aber noch sind wir nicht soweit, wir legen erstmal eine Mittagsrast ein. Dabei organisieren wir unser Abendbrot, denn die Schlossschenke im Ziel hat heute Ruhetag. Und weit und breit dort keine andere Einkehrmöglichkeit. Aber wir haben ja Gerd und sein E-Bike. Nachdem wir unsere Bestellung telefonisch bei ihm abgegeben haben, geht’s auch schon weiter. Hoch, wieder etwas runter, schattig durch den Wald, dann eine ewige Gerade, die Sonne brutzelnd schräg über uns, einmal abgekürzt quer übers Feld und schließlich überqueren wir die A7. Ich konzentriere mich, um nicht meiner Phobie nachzugeben, Augen halb zu, Schritt, Schritt, Schritt …. und drüben sind wir. Nur gut. Nun geht es runter nach Hubenthal. Das Café von Gut Hubenthal hat nur am Wochenende geöffnet, aber Beate erwischt einen Mitarbeiter. Und so bekommen wir nicht nur eine eiskalte Schorle – also jeder eine – wir dürfen uns auch im gemütlichen Außenbereich niederlassen. Das haben wir echt gebraucht, so kurz vorm steilen Anstieg zum Schloss. Wir nutzen dabei gleich die Gelegenheit, hinten zum Gut rauszulaufen und quer entlang einer Koppel hoch zum Wald zu stiefeln. Dort noch steile 500 Meter Waldweg und plötzlich sehen wir sie – unsere Burg, unser Schloss für eine Nacht. Schloss Berlepsch. Zwei Gästezimmer, eins für Beate, das andere für Gerd und mich. Herrschaftlich, ein Bett mit holzgeschnitztem Baldachin, die Terrasse draußen für uns alleine, die Dielen knarren, die Gänge sind leer, dem Schlossherrn begegnen wir nicht. Mal sehen, ob uns heute Nacht das Schlossgespenst in Ruhe lässt …

5:08 h in Bewegung
6:41 h unterwegs

aufgezeichnet von Wanderro u t e

3. Tag – 2. Tour: Vom Schloss Berlepsch zur Burg Kudwigstein
Nach einem fürstlichen – oder gräflichen – Frühstück geht es auf die zweite Etappe. Vorbei am Baumhotel führt uns der Weg rein in einen Buchenwald. Es ist schon recht spät, das Frühstück gab es erst 9:30 Uhr. Aber es läuft sich gut, die Wege sind heute viel im Wald, auch am Waldesrand, aber immer hin und her schlängelnd, hoch und runter. Schön für uns, denn eine so lange „Gerade“ wie gestern geht an die Motivation. In Witzenhausen begrüßen wir kurz die Werra, füllen unsere Trinkvorräte auf, wandern einmal quer durch, vorbei am Rathaus, die Eisdielen ignorierend und schon verlassen wir wieder den Ort. Erneut geht es bergan, kurz befürchten wir, einem Gewitter hinterher zu laufen, aber wirklich nur kurz, denn dann strahlt wieder die Sonne. Ist es heut schwüler als gestern? Ich glaub schon, wenn ich so meine schwitzige Gestalt beobachte. Aber vielleicht sind es auch nur die ständig wieder vorkommenden Auf- und Ab’s! Ein paar Höhenmeter über der Landstraße erblicken wir wieder einmal die Werra. Und schließlich geht’s zum Endspurt. Wir wollen 120 Meter Weg sparen und nehmen den hinteren Anstieg zur Burg Ludwigstein. Hätten wir es nur nicht getan.!Gefühlt senkrecht geht’s nach oben, wir schleppen uns mit letzter Kraft. Im Nacken sitzt uns nun schon etwas die Zeit, wir wollen den Bus kurz vor vier schaffen. Deshalb bleiben wir nicht lange auf der Burg, fotografieren nur mal schnell und machen uns auf den kurzen Abstieg zur Bushaltestelle. Pünktlich! Es bleibt sogar Zeit, endlich mal die Werra zu knipsen…

5:08 h in Bewegung
6:41 h unterwegs

aufgezeichnet von Wanderro u t e

4. Tag – 3. Tour: Von der Burg Ludwigstein nach Bad Sooden-Allendorf
Wir übernachten in Bad Soden Allendorf. Früh bringt uns der Bus zurück zur Burg Ludwigsstein, allerdings vergessen wir auszusteigen und fahren eine Station zu weit. Was nun? Schräg abkürzen oder einen Bus zurücknehmen? Dieser fährt aber erst in 1 Stunde. Also kommt Beate auf die super Idee, zu trampen Gleich das erste Auto, am Steuer ein junger Mann, hält an und fährt uns zurück zum Startpunkt unterhalb der Burg. Wir jubeln und beginnen unsere heutige Etappe. Es ist zwar heute 5° kühler als gestern, aber schnell sind wir wieder durchgeschwitzt und bemerken den Temperaturunterschied nicht. Herrliche Wälder. Schöne Wege, es läuft sich super. Der Wiesenweg ist sogar so schön, dass wir wieder glatt einen Abzweig verpassen und uns dann quer über die Wiese zurück zur Route kämpfen. Im Wald schimpft neben uns ein Eichelhäher, ein Schwarzspecht ruft in der Ferne, ein Kleiber „schnattert“ sein Lied dicht neben uns, ein Reh flüchtet vor uns bei einer Abbiegung, über den Weg huscht eine Mini-Echse, Beate bemerkt eine Maus, von den vielen Nacktschnecken will ich gar nicht reden. Echt was los hier. Nur die kleinen Gnitzen, die nerven extrem. Wir wollen eine Mittagsrast beim Rosskopfturm machen. Ab der Landstraße, die wir überqueren, ist dies ein 3 km langer Anstieg. Auch wenn er „eigentlich“ recht gemäßigt in die Höhe führt, zermürbt er uns. Völlig fertig kommen wir auf dem 482 m hohen Rosskopf an und steigen auf den Aussichtssturm, 1894 erbaut, zuletzt 2016 saniert. Wie für uns gemacht, stehen da eine Holzbank, zwei Sitze mit einem Tisch dazwischen. Perfekt. Etwas erholt können wir nach unserer Pause den Abstieg beginnen. In Ahrenberg verläuft der Werrasteig – unser X5H – direkt über eine Hotelterrasse. Na das ist doch super, wir legen glatt eine Pause für ein dringend benötigtes Getränk ein und genießen den Blick ins Tal und auf die Hühnerwiese. Die letzten drei Kilometer sollten dann doch leicht zu schaffen sein. Pustekuchen! Unerklärlicherweise biegen wir falsch ab. Was? Nochmal zurück und wieder hoch stiefeln? Nööö! Wir überqueren lieber eine Wiese, etwas Sumpf, ein paar umgestürzte Bäumchen und kämpfen uns einen Hang hoch. Zurück auf den Steig sind es nun nur noch locker 1,5 km, vorbei an einer Kneippanlage, durch den Kurpark, hin zum Gradierwerk. Dort wartet Gerd auf uns und wir legen eine längere Pause ein, bevor wir die letzten hundert Meter bis zur Pension bewältigen. Ich hol mir ein Eis und schleppe mich ins Ziel …

4:47 h in Bewegung
6:53 h unterwegs

aufgezeichnet von Wanderro u t e

5. Tag – 4. Tour: Von Elbingenalp nach Stanzach
Vierter Wandertag. Vierte Etappe. Nachdem wir den Ortsteil Allendorf hinter uns gelassen haben, streifen wir lange über die Wiesen an der Werra entlang, alles ist noch nass von dem Gewitterguss, der doch noch gestern Abend niederging. Heute soll nun der heißeste Tag werden, wir merken es schon in der Frühe, vorallem da uns zuerst der Schatten fehlt. Erst als wir in den Wald schwenken, schützen uns die Bäume. Find ich nett von ihnen. Der Anstieg beginnt recht gemäßigt. Wir entscheiden uns kurz gegen ein steilen Abzweig, wollen weiter die gemütliche Variante. Prompt war es falsch, denn wir kommen vom Weg ab. Kurze Diskussion – wieder zurück? Nee, nicht mit uns. Lieber 800 m Umweg. Irgendwann wird es steiler, aber immer noch erträglicher als gestern. Und noch etwas passiert plötzlich: Wir treffen das erste Mal, heute am vierten Tag, andere Wanderer. Die Gelegenheit zum „Erfahrungsaustausch“ wird sofort wahrgenommen. Später kommen wir direkt noch an einem größeren, gerade pausierendem Trupp vorbei. Und während der Mittagsrast feiern wir das Bergfest dieser Woche und stoßen mit lauwarmen Wasser an. Unser Weg schlängelt sich nun mal oben auf dem Kamm entlang, dann wieder ziemlich knapp am steilen Abhang. Bisher haben wir Glück. Die Sonne dringt nicht zu uns durch. Schwitzen tun wir natürlich trotzdem. Wacker nehmen wir einen kleinen Umweg zum „Grünen Band“ auf uns, ein Naturschutzprojekt, welches aus dem ehemaligen Grenzgebiet entstand, unberührte Natur seit Jahrzehnten. Clever, dies gleich nach der Wende zum Naturschutzgebiet zu erklären, so bleibt sie auch weiter unberührt. Wir allerdings gelangen damit aber auch auf eine freie Fläche und werden unbarmherzig von der Sonne malträtiert. Zurück auf den Werra-Burgen-Steig hatten wir auch wieder den Schatten zurück. Puhhh, die Hitze schlaucht. Wir spulen trotzdem weiter die Route ab. Am Wegpunkt Kalkbrennerei entledige ich mich meiner Bandage, die heute mein Knie schützen sollte, aber dabei auch für einen permanenten Hitzestau sorgt. Wir passieren den Aussichtspunkt beim „Wolfstisch“, den beim „Pferdeloch“ und schließlich bei der nasenlosen „Salzfrau“. Am Rastplatz Gobert verlassen wir den Steig und kürzen ab. Die Aussicht von der Silberklippe sehen wir deshalb nicht, es kommt keine Wehmut auf. In Neuerode entscheidet sich Beate für den Bus, ich stiefle wagemutig weiter. Vorbei an Pferdekoppeln, entlang von Wiesen, unbekannten Feldpflanzen, es wird lichter, ich trete immer öfter aus dem Schatten der Bäume heraus. Als ich schließlich nach einer Pause an einem kneippähnlichen Rastplatz der Route um die drei Seen vom Werra-Meißner-Camping folge, kommt Wind, ja fast Sturm auf. Wenigstens bietet mir die Uferbepflanzung Schatten, der Wind fühlt sich an wie ein heißer Föhn. Und dann bleibt mir nichts weiter übrig, als die letzten 2,5 km bis ins Ziel, der Route quer über die Wiesen zu folgen, mit einer unbarmherzigen Sonne über mir, die jetzt alles gibt. Genau wie ich!. Noch nie habe ich das Ende einer Tour so herbeigesehnt. Und Beate? Sie landet mit dem Bus am Bahnhof Eschwege, genau am anderen Ende der Stadt und muss sich endlos durch die Straßen zum Hotel kämpfen. Ich würde mal sagen, wir hatten es beide schwer …

6:33 h in Bewegung
8:25 h unterwegs

 

aufgezeichnet von Wanderro u t e

6.  Tag – 5. Tour: Von Eschwege zur Wasserburg Netra
Welches Glück haben wir denn heute? Die WetterApp sagt steigende Temperaturen bis 28° voraus, aber wir laufen bei kühlen 20° los. Der Himmel ist total bewölkt, beste Voraussetzung, um einige notwendige Strecken ohne schützenden Waldschatten zu bewältigen. Und so kommen wir auch recht schnell voran. Aber wir wissen, heute geht’s zweimal mächtig bergan. Und wir stoßen dann auch recht bald auf den ersten Anstieg. Es geht besser als gedacht, unermüdlich erklimmen wir den Lotzenkopf. Dort treffen wir auf einen einsamen Wanderer, der aber recht schnell die Flucht ergreift. Leider kein „Wohin des Weg‘s?“, aber muss ja auch nicht sein. Er findet die einsamen Wege gut, erfahre ich noch kurz, dann ist er fort. Beim Abstieg wieder hinunter ins Tal sieht Beate ständig kleine Frösche – oder sind es Minilurche oder Froschbabys? – einer kleiner als der andere. Ich hätte manchmal eine Lupe gebraucht, um die überhaupt zu bemerken! Sie erfreut sich ausgiebig an diesen Begegnungen und steckt mich regelrecht an. Solch kleine Wesen und alles ist da, jubelt sie; Froschschenkelchen, Zehen, Arme, Maul … und sie hüpfen quer über den Weg. Wir lassen sie passieren und ziehen weiter. Immer noch ist der Himmel wolkenverhangen, perfekt. Beim nächsten Anstieg führt uns der Weg zur Schiefersteinhütte einen Schotterweg hinauf, es scheint ein Forstweg zu sein. Im Wald herrscht absolute Stille. Und wie, als wäre das einem kleinen Kleiber aufgefallen, unterhält er mich plötzlich mit seinem Geschnatter. Ja, Beate, ich weiß, Geschnatter heißt es nicht. Nennen wir eben einen trillernden Ruf. Für uns ist nun erstmal Rast angesagt, bevor wir wieder hinablaufen, weiter auf dem Schotterweg. Kurz werden wir noch auf Kunst am Weg aufmerksam gemacht: „ARS NATURA 2011“. Aus kleinen Holzscheiten ist das „Et-Zeichen“ dargestellt. Ich bin Buchhalter, für mich heißt es nicht Et, sondern „kaufmännisches Und“. Muss ich jede Kunst verstehen? Nein. Morgen sehen wir noch „Ein Brief“, vielleicht verstehe ich dann diese Kunst. Heute müssen wir den X5H verlassen und Richtung Netra laufen. Der Schotterweg wird steiler, er nervt. Wir beginnen einen joggenden federnden Schritt, das schont tatsächlich die Knie, nur sehen darf uns keiner dabei! Und schließlich beginnt ein Wiesenweg kurz vorm Dorf und wir entdecken noch einen Pflaumenbaum. Hmmm, wir plündern die herabhängenden Äste. Morgen kommen wir früh wieder hier vorbei, perfekt. Es sind noch genügend Pflaumen übrig. In Netra fotografieren wir noch schnell die Wasserburg und besichtigen die offene evangelische Kirche. Dann warten wir auf unseren Fahrdienst. Die Wirtin persönlich holt uns ab und chauffiert uns zu unserer Pension …

4:07 h in Bewegung
5:30 h unterwegs

aufgezeichnet von Wanderro u t e

7.  Tag – 6. Tour: Von Netra nach Holzhausen
Wir werden vom Hotel aus an den heutigen Ausgangspunkt der Wanderung gebracht und steigen damit nahtlos wieder in den Werra-Burgen-Steig ein. Die Sonne beginnt bereits früh an zu brutzeln, deshalb sind wir froh, recht schnell in den Wald einzutauchen. Und beginnen mit Kunst, ARS NATURA, nun mit dem „ein Brief“. Also ich übersetze diesen als Taubenschlag. Das spätere „T“ ist leider bereits defekt, was soll es nur darstellen (?), die „Maistrommeln für Tiere und Menschen VIII“ sind kunterbunt, wir trommeln gemeinsam, kein Mensch kann uns hören – wir sind wieder ganz allein unterwegs. Auch Tiere lassen sich nicht blicken, bis auf einen, oder zwei Admirale, einen Rotmilan und ein paar Singvögel. Der Weg wechselt zwischen schattenreich und schattenlos, letzteres schlaucht. Die nächste Kunst, „Die Architekten“ gefällt mir gut, auf der einen Seite Mann, auf der anderen Frau, recken sie ihr Arme in die Höhe, tragen ein Kugel. Gut, hier kann ich vielleicht etwas hineininterpretieren, ich kann es aber nicht in Worte fassen 🙂 Doch jetzt geht’s weiter. Es wird anstrengend, eine starke Steigung ist zu bewältigen, mitten in der Sonne. Pech für mich, dass ich den daneben liegenden Weg zwischen den Bäumen nicht gesehen habe. Beate war schlauer. Oben, beim Schienberg und „Wartburgblick“ gibt es eine wohlverdiente Pause. Die Wartburg sehen wir allerdings nicht, es ist zu diesig, trotz sonnigem Wetter. Wieder geht’s abwärts, vorbei an Altefeld mit einem wunderbaren Haselnussbaum – mein Rucksack wird schwerer – bis hin nach Markershausen, zum Rittergut. Hier sollte die heutige Tour enden, aber wir folgen dem Vorschlag unseres Chauffeurs von heut morgen: Wir laufen noch weiter, neues Ziel: Holzhausen. Damit sparen wir uns morgen gleich zu Beginn einen kräftigen Aufstieg. Klingt gut, das heißt aber auch, heute in der Hitze diesen Aufstieg anzugehen, hoch bis zur Burgruine Brandenfels. Unsere Schritte gleichen einer extremen Zeitlupe. Aber wir schaffen es. Die Ruine ist wegen Einsturzgefahr gesperrt, wir erhaschen nur ein Foto von schräg drunter. Nun heißt es „nur“ noch – ABSTIEG. Aber hier scheint wochenlang keiner lang gelaufen zu sein. Wir streifen durch hüfthohe Gräser, abgestorbene Pflanzen und Brennnesseln auf einem von Wildschweinen aufgewühlten Untergrund. Mehrere Brennnesselkontakte kann ich nicht vermeiden, ich jammere innerlich. Dann – e n d l i c h – wir kommen an der Dachsbergstraße an. Wir lassen uns auf eine Bank mitten in der Sonne fallen, soll sie doch brutzeln, wir sind im Ziel. Denn hier werden wir abgeholt …

4:43 h in Bewegung

6:27 h unterwegs

PS: Das „T“ der ARS NATURA stellt einen Teebeutel dar. Das Etikett an der Teebeutelschnur war zerbrochen, sonst hätte ich das Kunstwerk garantiert erkannt … 

aufgezeichnet von Wanderro u t e

8.  Tag – 7. Tour: Von Holzhausen zur Tanneburg
Die letzte Etappe für uns. Wir werden perfekt bis zum gestrigen Schlusspunkt nach Holzhausen chauffiert und starten bei bewölktem Himmel. Wir kommen an der 1915 aus Zyklopenmauerwerk gebauten Kreuzkirche vorbei, interessant finde ich deren Fenster, sowohl von außen als auch von innen. Danach passieren wir das Hotel Hohenhausen, ein ursprüngliches Rittergut aus den 16. Jh., nun wohl herrschaftliches Hotelensemble. Anschließend beginnen wir einen langen langen Schotterweg. Warum dieser „Champagnerweg“ heißt, wird mir wohl auf ewig verborgen bleiben. Und danach suchen wir – auch mittels guten Hinweisen unserer Zimmerwirtin – den Weg über die im Bau befindliche Autobahn. Irgendwann wird auch der Werra-Burgen-Steig wieder da lang führen, heute suchen wir uns unseren eigenen Übergang, und zwar mitten über die neue Autobahnbrücke. Noch geht das, wenn es auch nicht die glücklichste Wahl für mich ist, aber sie bricht nicht ein, ich überlebe es. Danach wählen wir die Nebenstraße bis nach Wölfterode und weiter nach Blankenbach. Der eigentliche Steig verläuft auf der anderen Talseite, wird aber seit Autobahnbaubeginn nicht mehr gepflegt, so sagt die Wirtin. Also ist hoffentlich unser Weg die bessere Wahl. Auf einer wackligen Bank vor der Kirche legen wir die Mittagsrast ein, wir sitzen still, denn viel hält diese nicht mehr aus. Also die Bank, nicht die Kirche! Und danach folgt ein langes Stück Weg, hoch über die Wiesen, in der prallen Sonne. Breiten wir den Mantel des Schweigens darüber, denn das kommt definitiv nicht in die Hitliste der Woche. Eine erneute Rast, schön im Schatten, lässt einige Kräfte zurückkehren. Nur gut, dass die letzten Kilometer durch Wald führen, zuletzt sogar auf einem richtig schönen Pfad, bis hin zur Tannenburg. So versöhnen wir uns mit der heutigen Etappe, klatschen uns ab und trinken ein Ziel-Getränk in der Schlossschänke. Geschafft, der X5H ist damit Geschichte. Schade eigentlich, aber es gibt noch soviel Wege und Steige, die wir gehen können und auch werden …

4:43 h in Bewegung
5:47 h unterwegs

aufgezeichnet von Wanderro u t e

9. Tag – 8. Tour:  Weiterfahrt nach Eisenach und Besuch der Wartburg
In der Nacht hat es geregnet und so fahren wir früh zeitig noch durch die letzten Tropfen Richtung Eisenach. Wir haben eine Führung durch die Wartburg gebucht und stehen pünktlich oben vorm Tor. Rings ist der Himmel verhangen und die Weitsicht ist leider nicht toll. Aber wir gehen ja nun erstmal hinein. Ein junger Mann führt uns kurzweilig durch die Geschichte und wir erfahren viel von der Geschichte der Burg, insbesondere auch von der Landgräfin Elisabeth. Die Führung endet im Festsaal. Wir erkennen ihn glatt wieder, denn im Schloss Neuschwanstein, welches wir lketztes Jahr besichtigt haben, wurde dieser von Ludwig II. nachgebaut. Interessant, es gab hier einen Ludwig, den II. im 12 Jahrhundert und auch den in Neuschwanstein, den aus dem 19. Jahrhundert. Ich werde mir die vielen Einzelheiten wohl kaum merken. Nach der Führung streifen wir noch durchs Museum und besichtigen die Lutherstube. Hier hat er also den größten Teil der Bibel übersetzt. Draußen hat sich inzwischen das Wetter gebessert, es lugt sogar die Sonne hervor. Gerd steigt noch auf einen Turm, während Beate und ich inzwischen eine echte Thürnger Bratwurst probieren. Ja, es schmeckt ausgezeichnet…

Am späten Nachmittag streifen wir noch durch das hübsche Städtchen Eisenach. Dabei kommt etwas Wehmut auf, dass diese schöne Wanderwoche nun zu Ende geht …

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