Heute ist unsere längste Etappe der ganzen Tour. Ich habe schlecht geschlafen, aber ich werde schon nicht vom Rad fallen. 8:15 Uhr fällt der Startschuss, wir fahren rüber auf die deutsche Oder-Seite und durchqueren Küstrin-Kietz, bevor wir wieder auf den Oder-Radweg einbiegen. Mangels Langzeiterfahrung, wann der E-Bike-Akku mal tatsächlich leer ist, sparen wir zu Beginn und strampeln mit Eco gegen den Wind, der uns schräg trifft und aufhalten will. Aber nicht mit uns. Ich schalte mir heute mal ein Hörbuch aufs Ohr und erlebe mit Sarah und Jack, dass Landluft in Cherringham tödlich sein kann. Eine nette Serie, die in den englischen Cotswolds handelt, jeder Teil nur 3,5 Stunden lang. Da dürfte ich heute mindestens zwei Folgen schaffen. Die Schwalben fliegen heute sehr tief, kreuzen immer wieder unseren Weg, als wollten sie uns unbedingt deutlich machen, dass es bald noch regnet! Wenige Ortschaften liegen heut auf unserer Route, wir bleiben größtenteils auf dem Radweg, sehen deshalb höchstens mal einen Ortsrand. Mittags erreichen wir die Europabrücke Neurüdnitz-Siekierk, die seit 2022 einen Übergang nach Polen für Fußgänger und Radfahrer bietet. Wir fahren bis zu einem kleinen Aussichtsturm. Nicht nur von da, sondern auch von unten bemerken wir nun dunkle Wolkenformationen. Die Schwalben hatten wohl recht. Schnell radeln wir zurück zum Radweg, und kramen die Regensachen hervor. Handschuhe, Mütze, Kapuze, Helm. Und los geht die Regenfahrt. Es ist plötzlich a…kalt. Wir strampeln schneller. Und so schnell, wie der Regen da war, ist er auch wieder weg, also relativ gesehen. Wir waren einfach zu schnell, sind den Wolken davon gefahren. Mitten in der Sonne legen wir unsere Mittagspause ein. Das nächste Hörbuch beginnt, als wir weiter ziehen. Ab Hohenwutzen fahren wir zwischen Oder und der Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße. Was für ein langer Name, werde ich mir wohl nicht merken können. Links auf eine Anhöhe sehen wir den Stolper Turm, wir lassen ihn links liegen. Ein schwarzes Schaf beobachtet uns, auf einer Wiese sehen wir ein Reh, was sich scheinbar mit einem Storch streitet, wir strampeln und strampeln und siehe da, wir sind schon in Schwedt. Die Promenade lädt ein, zum Anhalten. Die Sonne lädt ein, sich der Regenjacken zu entledigen. Beides machen wir. Kurz hinter Schwedt radeln wir entlang der riesigen Leipa-Papierfabrik. Die PCK-Raffinerie dagegen sehen wir nicht. Nun ist es nicht mehr weit, die letzten Kilometer sind endlich etwas abwechslungsreicher, der Radweg führt auch mal durch ein Waldstück. Und dann sind wir in Gartz, mein zweites Hörbuch ist beendet, der Tod vom Pater Byrne ist aufgeklärt, nun wollen wir schnell noch zum Netto fahren, das Abendbrot einkaufen. Und da erwischt es uns. Hagel und Platzregen. Schnell wieder die Regenjacken übergeworfen, die letzten 1.000 Meter werden sehr nass, aber wir haben’s geschafft. Eine superschöne Ferienwohnung erwartet uns, die aufgepeppte Salatschüssel vom Netto schmeckt bestens…