Ruhetag? Ja, wir fangen zumindest so an. Draußen ist es bitterkalt und vormittags soll es regnen. Also mache ich Bürotag und bringe meine Webseite auf den neuesten Stand. Als aber mittags die Sonne versucht aufzustehen und die Wetter-App auch Besserung gar nachmittags gelobt, schnüren wir die Wanderschuhe. Die Räder bleiben heute im Stall, also in der Abstellkammer, die sie bekommen haben und es geht per pedes los. Wir übernachten ja im Hotel Bastion, also wollen wir auch die danebenliegende Bastion besichtigen. Es ist Dienstag, freier Eintritt ins Museum, das passt ja! Wir erfahren viel Wissenswertes über die Festung, die Altstadt, die Geschichte und die Kriegsfolgen vom 2. Weltkrieg. Die Altstadt wurde in den letzten Kriegstagen 1945 in Schutt und Asche gelegt und nicht wieder aufgebaut. Heute sind nur noch Reste zu sehen, ein paar kleine Mauern und Stufen, nur Straßenschilder zeigen die Vergangenheit. Nach dieser Geschichtsstunde laufen wir Richtung Neustadt. Als Verbindung wird seit 2022 eine neue Brücke über die Warta (dt. Warthe) gebaut, 2023 sollte sie fertig sein. Ist sie noch nicht, also müssen wir über eine Behelfsbrücke. 240 m lang Holz unter meinen Füßen, vorbei donnernde Laster und Autos, wackelnde Metallzäune, meine Höhenangst lässt grüßen. Aber ich überlebe es! Nach einem kurzen Rundgang durch den Stadtpark biegen wir auf dem Rückweg nach der Brücke – ich überlebe es nochmal – rechts ab und freuen uns über die einsetzende Ruhe vor dem Straßenlärm. Zuerst unter einer neuen, rekonstruierten Eisenbahnbrücke, die Komoot nicht mal kennt, hindurch, dann sind wir plötzlich mitten in der Natur. Weite hüfthohe Wiesen, Bäume weit hinten im Hintergrund, ein schlängelnder Weg immer weiter und weiter. Bis zur Mündung der Warthe, die hier in die Oder fließt. Wir stehen ganz vorn auf der Spitze, lassen uns den inzwischen starken Wind um die Nase wehen und blicken eine gefühlte Ewigkeit ins Wasser, wie es sich strudelnd zusammenfügt. Auf der anderen Seite wandern wir entlang der Oder zurück, sehen auch endlich mal einen polnischen rot-weißen Grenzpfosten, nach den hunderten „schwarz-rot-goldenen“, die wir bereits auf der deutschen Seite passiert haben. Der Wind wird stärker, er lässt den Himmel immer wieder anders aussehen, mal leuchtend blau mit weißen Wölkchen, dann wieder mit bedrohlich schwarzen Regenwolken. Nachdem wir eine kleine Gartensiedlung durchquert haben und die blickdichten Zäune bewundern konnten (siehe Foto), sind wir auch schon zurück. Zurück im Straßenlärm, zurück in Hotel, zufrieden, doch noch etwas Bewegung gehabt zu haben, ganz ohne Regen …