Der Oder-Neiße-Radweg ist zu Ende, der Ostseeküstenradweg beginnt. Eigentlich endet er ja in Ahlbeck, aber wir drehen den Spieß einfach um. Die Wetter-App sagt heute „Regen, Regen, Regen“. Und in der Früh sieht es auch genauso aus. Gegen Zehn nutzen wir eine Regenpause und starten, voll vorbereitet mit kompakter Regenbekleidung. Uns gelingt es, dem Regen mindestens 15 km zu entkommen, und danach erwischt er uns für 10 Minuten, mehr nicht. Es ist ein wunderschöner Küstenweg. Heringsdorf, Ückeritz, dann der Binnen-Kölpinsee – Gerd kennt ihn noch von Klassenfahrten, 50 Jahre her – dann Zempin, und schließlich Zinnowitz. Dort ist dann schon ordentlich was los, es wimmelt bereits auf den Straßen wie in der Hochsaison. Wir biegen ab in die Innenstadt, leisten uns einen Kaffee to go, dazu eine Schale Erdbeeren, ebenfalls to go, gewaschen von der Bäckerstubenbedienkraft – danke nochmals! Dann radeln wir den Waldweg und vermeiden die Promenade. Schließlich erreichen wir Trassenheide, den letzten Küstenort auf Usedom, bevor wir Richtung Wolgast abbiegen.
Kurz vor der Peenebrücke entscheiden wir nach einem Blick ins Regenradar, dass wir die Regenkleidung wieder in den Packtaschen verschwinden lassen können. Haben wir ein Glück heute! Und wir entscheiden noch mehr! Wir kürzen heute die Route mal schnell um zwanzig Kilometer. Den Küstenweg mit Lubmin, vorbei an stillgelegten KKW, dem Stammbetrieb von Gerd, werden wir in umgekehrter Richtung fahren, am morgigen Ruhetag. Heute fahren wir auf geraden Weg quer rüber. Pech nur, dass wir zu Beginn 2 km auf der B111 fahren müssen, beängstigend. Jeder Meter ist einer zuviel. Endlich können wir abbiegen und sind nun den Rest auf weniger befahrenen Nebenstraßen unterwegs. Und wir entdecken unterwegs noch das eine und andere Interessante. Zum Beispiel den Skulpturenpark Katzow, einen der größten in Europa. 100 Sulpturen, von 90 Künstlern aus 23 Ländern, auf 20 ha, wir sehen nur einen Bruchteil. Und wir sind die einzigen Besucher. Auch auf der Straße sind wir allein unterwegs, jedenfalls als Radfahrer. Wir arbeiten einige -hagens ab, Kühlenhagen, Neu-Boltenhagen, Rappenhagen. Schliesslich durchqueren wir Kemnitz, mit K, nicht mit Ch. An der Heilig-Kreuz-Kirche legen wir die letzte Pause ein. Die Grabsäulen (oder was auch immer die sind?) laden geradezu zum Fotografieren ein. Plötzlich ist Betrieb auf dem Radweg, uns kommen mehrere Pärchen entgegen, wir überholen eine ganze Schulklasse, und wir geben Gas. Also der Motor tuts, nicht mit Gas, aber mit Power. Denn seit Wolgast haben wir ordentlich Gegenwind. Mit nur noch einem Balken auf dem Akku überqueren wir die Wieker Holzklappbrücke, rollen in der Zielgerade ein, gemeinsam mit dem Fluss Ryck, der hier in die dänische Wiek mündet, rein in den Greifswalder Bodden. Wir checken ein und freuen uns über den Ausblick, gegenüber ankert ein interessanter Zweimaster. Heute Abend gibt es noch Fussballgucken für mich und Balkongucken für Gerd …