Der erste temperaturerhöhte Tag nach gefühlten Wochen voller Kälte! Ich freue mich auf eine neue Tour. Ziel ist das Kremmener Luch und das Obere Rhinluch. Da man nirgends abkürzen kann – Luch ist eben Luch – wird es heute keine kurze Strecke. Richtig gut gelaunt stelle ich mein Auto ab, sattle die Hühner, also den Rucksack und beginne am Ruppiner Kanal. Von da führt die Komoot-geplante-Wegstrecke rechts rüber, genau durchs Luch. Echt keine gute Idee! Vielleicht hätte ich mir die Begriffserklärung vorher nochmal ansehen sollen: „Luch ist die nordostdeutsche Bezeichnung für eine ausgedehnte, vermoorte Niederung, besonders in Brandenburg“. Vermoort! Genau. Nach dem nassen Winter steht buchstäblich alles noch unter Wasser. Ich versuche mein Glück, aber als es immer weicher wird, drehe ich um. Ich will ja keine Moorleiche werden! Was nun? Abbrechen und sich einen gemütlichen Sofa-Samstag gönnen oder einen Ausweichweg an den Bahnschienen suchen? Letzteres natürlich. Und so führt mich ein Weg entlang des Sommerfelder Luchgrabens, dann wie ein Hanghuhn am Rand der Gleise weiter und schließlich lande ich auf dem Luchradweg. Umweg geschafft. Und was soll ich noch weiter schreiben? Die „restlichen“ 25 km werden eine wunderschöne Wanderung, ich weiß gar nicht, worüber ich zuerst schwärmen soll? Der weite sonnige Blick? Die unentwegt neben mir liegenden, wasserführenden Gräben mit majestätischen Namen wie zum Beispiel „Königsgraben“, in denen sich der blaue Himmel und weiße Wölkchen spiegeln? Die buchstäbliche Einsamkeit? Die drei streitenden Milane am Himmel? Der Fuchs, der vor mir über die Wiesen flüchtet? Der Blick vom Hochstand bei meiner Mittagspause? Die anmutigen Schwäne, die übers Wasser gleiten? Die Rinderherde, die mir folgen will – ich bin wohl heut mal eine „Führungskraft“! Der Bericht würde zu lang werden, wenn ich über jedes einzelne Glücksgefühl von heute schreiben würde. Deshalb kurz gesagt: Es war toll, auch die Länge der Strecke kann das nicht schmälern. Auch wenn ich zugeben muss, dass die Füße doch etwas schmerzen, im Ziel, zurück am Auto. Aber kein Wunder, schließlich war ich heute sogar in Klein Asien …
5:32 h in Bewegung
7:14 h unterwegs